Komplikationen in der Schwangerschaft: Blutungen, Gebärmutterhalsschwäche, Röteln & mehr

Uneinschätzbare Komplikationen sind wohl mit die größte Angst werdender Eltern. Ihr Frauenarzt wird Sie daher rechtzeitig über Ihre persönlichen Risiken aufklären und Ihnen, wenn möglich, Tipps zur Vorsorge geben. Für den Fall, dass bei Ihnen ernsthafte körperliche Beschwerden auftreten, sollten Sie unbedingt sofort Ihren Arzt aufsuchen.

Blutungen

Treten während der Schwangerschaft vaginale Blutungen auf, sollten diese immer ernst genommen werden. Sie sind meist ein Zeichen dafür, dass irgend etwas im Körper nicht in Ordnung ist. Blutungen in der Schwangerschaft können verursacht werden durch:

  • Eileiterschwangerschaften (eher selten)
  • drohende Fehl- und Frühgeburt
  • falschen Sitz der Plazenta (Placenta praevia) und deren vorzeitiger Ablösung

Treten schwere Blutungen auf, sollte die Schwangere sofort einen Arzt oder das Krankenhaus aufsuchen und sich dorthin liegend transportieren lassen. Schwere Blutungen, die mit Schmerzen verbunden sind oder Blutklumpen enthalten, müssen deshalb umgehend medizinisch behandelt werden, damit die Schwangerschaft nicht gefährdet wird.

Rhesus-Unverträglichkeit

Bei rund 85% der Menschen ist das Blut Rhesus-positiv (RH+): Es enthält den sogenannten Rhesusfaktor, ein spezielles Protein, dass an der Oberfläche der roten Blutkörperchen haftet. Bei etwa 15% aller Menschen ist dieser Rhesusfaktor nicht vorhanden, sie sind Rhesus-negativ (RH-). Normalerweise hat das fehlen dieses Proteins keine negativen Auswirkungen auf den Organismus. Bei Blutübertragungen oder Schwangerschaften kann es allerdings zu ernsthaften Problemen kommen. Bekommt eine Frau mit Rhesus-negativem Blut ein Kind von einem Rhesus-positiven Mann, kann das Blut des Kindes Rhesus-positiv oder Rhesus-negativ werden.

Ist das Blut des Kindes rhesus-positiv, bilden sich im Körper der Schwangeren Abwehrstoffe gegen das Blut des Kindes. In einer erneuten Schwangerschaft gelangen diese Abwehrstoffe über die Plazenta in den fötalen Blutkreislauf und können – vorausgesetzt, dass das zweite Kind ebenfalls Rhesus-positiv ist – die roten Blutkörperchen zerstören und das Kind schädigen bzw. absterben lassen.

Frühzeitig erkannt ist die Blutunverträglichkeit heutzutage kein ernsthaftes Problem mehr. Die Rhesus-negative Mutter wird während der 28. bis 30. Schwangerschaftswoche (aber auch nach einer Fehlgeburt und nach einem Schwangerschaftsabbruch) mit einem speziellen Serum geimpft. Dieses sogenannte Anti-D-Globulin besteht aus Antikörpern, die sich gegen den RH-Faktor richten. Das Serum vernichtet alle fötalen RH+-Zellen im Blutkreislauf der Mutter, bevor das mütterliche Immunsystem Abwehrstoffe gegen RH+ bildet. Stimmt der Rhesusfaktor mit dem des Kindes überein, treten keine Schwierigkeiten auf.

Schwangerschaftsdiabetes

Aufgrund der hormonellen Veränderung während der Schwangerschaft können schwangere Frauen vorübergehend an der Zuckerkrankheit (Diabetes) erkranken. Starkes Übergewicht der Schwangeren, übermäßiger Durst, zuviel Fruchtwasser und ein übergroßes Kind können Anzeichen für eine Schwangerschafts- diabetes sein. Jede Frau wird im Rahmen der Schwangerschafts- vorsorge mit einem Urintest auf Diabetes hin untersucht. Wird ein erhöhter Blutzuckerwert im Urin festgestellt, muss die Diagnose mit Hilfe eines Glucose-Toleranztest ausgeschlossen bzw. bestätigt werden. Schwangere, die an Diabetes erkrankt sind, müssen sich einer strikten Diät unterziehen.

Bleiben die Blutzuckerwerte dennoch erhöht, muss mit Insulin behandelt werden. Sind die Blutzuckerwerte zu hoch, können nicht nur bei der Mutter schwere Stoffwechselstörungen auftreten, sondern auch beim ungeborenen Kind schwere Schäden entstehen. Die Organe des Kindes wachsen viel zu schnell. Diabetes-Kinder sind in der Regel stark übergewichtig (Geburtsgewicht über 4500 Gramm), woraus sich Probleme bei der Geburt ergeben können. Paradoxerweise zeigen diese Riesenbabys häufig die Symptome eines frühgeborenen Kindes, beispielsweise Atemstörungen. Ein solches Riesenkind ist trotz seines Gewichtes häufig unreif und lebensschwach. Das Kind bedarf nach der Geburt einer besonders intensiven medizinischen Betreuung. Schwangerschaftsdiabetes verschwindet normalerweise nach der Geburt.

Falsche Lage des Kindes

Die meisten Babys (rund 95%) kommen in der richtigen Geburtslage auf die Welt: Der Kopf liegt nach unten, die Arme sind über der Brust verschränkt und die Beine sind angezogen. Etwa vier Wochen vor der Geburt nimmt das Kind in der Regel diese Position ein. Durch eine falsche oder ausbleibende Drehbewegungen des Kindes wird eine optimale Geburtslage verhindert. Die häufigste Fehllage des Kindes (6 von 100 Babys) ist die Steiß-Beckenendlage. Das Kind „sitzt“ regelrecht, mit dem Kopf nach oben und dem Gesäß nach unten. Außerdem sind Lageanomalien wie die Steiß-Fußlage (Knie gebeugt, Füße gekreuzt) und die vollkommene Fußlage (Beine gestreckt) möglich.

Zwar kann ein Kind in einer Fehllage durchaus auf „normalem“ Weg entbunden werden, aber die Entbindung kann unter Umständen schwieriger sein. Je nachdem, welche Fehlposition das Kind eingenommen hat, kann der Geburtsablauf verzögert und die Austreibungsphase verlängert werden. Teilweise kann es durch die Fehllage auch zu einer verminderten Sauerstoffversorgung des Kindes kommen. Häufig sind geburtshelfende Eingriffe wie Zangen- oder Saugglockengeburt oder sogar ein Kaiserschnitt notwendig.

Gebärmutterhalsschwäche (Zervixinsuffizienz)

Bindegewebsschwächen, Verletzungen oder Dehnungen im Bereich des Gebärmutterhalses nach früheren Geburten, Schwangerschaftsunterbrechungen oder Ausschabungen können eine vorzeitige Öffnung des Muttermundes auslösen. Eine solche Gebärmutterhalsschwäche ist eine der häufigsten Ursachen für wiederholte Fehlgeburten. Durch den mangelnden Verschluss der Gebärmutter aufgrund einer Gebärmutterhalsschwäche kann bei einer fortschreitenden Schwangerschaft die werdende Mutter ihr Kind verlieren. In einigen Fällen kündigt sich ein drohender Abort mit einer rötlich-braunen Schmierblutung, einem Druckgefühl im Unterbauch oder Kreuzschmerzen an.

Machen sich solche Symptome bemerkbar, muss die Schwangere unbedingt sofort das Krankenhaus aufsuchen. Denn nur durch rechtzeitige medizinische Maßnahmen kann eine Fehlgeburt eventuell verhindert werden. Im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge kontrolliert der Arzt, ob der Muttermund noch fest geschlossen ist. Tritt eine Gebärmutterhalsschwäche auf, kann mit Hilfe einer Zervixumschlingung einer Fehl- oder Frühgeburt vorgebeugt werden. Dabei wird von der Scheide aus der Gebärmutterhals mit einem Faden zugenäht.

Der Eingriff findet unter Vollnarkose oder örtlicher Betäubung im Krankenhaus statt. Nach wenigen Tagen kann die werdende Mutter die Klinik wieder verlassen. In der Regel wird der Faden in der 37. Schwangerschaftswoche ambulant entfernt. Setzen die Wehen bereits viel früher ein, muss der Faden sofort entfernt werden, so dass er nicht ins Gewebe einschneiden kann. Auch bei einem vorzeitigen Blasensprung oder bei Blutungen muss sofort eine Klinik aufgesucht werden. Alternativ zu der herkömmlichen Zervixumschlingung kann auch ein Silikonring über den Gebärmutterhals geschoben werden. Dieser Eingriff kann meist ambulant erfolgen, so dass ein Klinikaufenthalt nicht notwendig ist.
In der Regel verläuft die weitere Schwangerschaft nach einem Eingriff problemlos. Allerdings sollte auf Intimverkehr sowie körperliche Anstrengung (z.B. Sport) verzichtet werden.

Gestose

Gestose ist die Sammelbezeichnung für alle durch eine Schwangerschaft ausgelösten Gesundheitsstörungen. Früher wurde angenommen, dass eine Gestose von einer Stoffwechselstörung ausgeht, bei der sich Giftstoffe im Körper der Schwangeren anhäufen. Deshalb wurde die Gestose auch als „Schwangerschaftsvergiftung“ bezeichnet. Die typischen Symptome einer Gestose sind dabei Ödeme (Edema), Eiweißausscheidungen im Urin (Proteinurie) und Bluthochdruck (Hypertonie). Deshalb hieß die Gestose im Fachjargon EPH-Gestose.

Heute sprechen die Ärzte beim Auftreten dieser Symptomatik von einer „Hypertensiven Erkrankung in der Schwangerschaft“ (HES), denn das wichtigste und häufigste Krankheitszeichen einer Gestose ist der Bluthochdruck. Er liegt bei einer Gestose über 140/90 mmHg. Eine Gestose tritt vor allem bei sehr jungen oder älteren Erstgebärenden, bei bestehenden Gefäßschäden der Mutter bedingt durch chronische Nierenleiden, Bluthochdruck oder Diabetes, bei Raucherinnen sowie bei übergewichtigen oder schlecht ernährten Frauen (Eiweißmangel) auf.

Wodurch eine Gestose verursacht wird ist nach wie vor unklar. Eine falsche Ernährung sowie eine genetische Veranlagung scheinen eine Rolle zu spielen. Man geht davon aus, dass die Gestose auf eine gestörte Anpassung des mütterlichen Organismus an die notwendigen schwangerschaftsbedingten Veränderungen zurückzuführen ist. Die Bildung neuer Gefäße und die Gefäßerweiterung der Gebärmutter und der Plazenta sind unzureichend. Dadurch kann eine Plazentainsuffizienz entstehen, die eine große Gefahr für das ungeborene Kind darstellt. Nicht selten kommt es zu einer Frühgeburt. Und die kindliche Sterblichkeit während und nach der Geburt ist deutlich erhöht.

Die Verengung und Verkrampfung des Blutgefäßsystems kann aufgrund der mangelnden Durchblutung zu einer anhaltenden Unterversorgung mit Sauerstoff führen, die wiederum Funktions- und Gewebeschäden der Organe bedingen kann. Dadurch kann es beispielsweise zu einer gesteigerten Durchlässigkeit der Nierenkapillaren kommen, die sich mit einer vermehrten Eiweißausscheidung im Urin bemerkbar macht, während die Zurückhaltung von Natriumsalzen und Wasser zu Ödemen führt. Eine lebensbedrohliche Komplikation der Gestose ist das sogenannte HELLP-Syndrom, das zu Blutgerinnungsstörungen und zum Zerfall der roten Blutkörperchen führt. Dadurch wird die Leberfunktion stark eingeschränkt. Meistens machen sich dann Symptome wie Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit und Erbrechen, Schwindelgefühl und Kopfschmerzen sowie Unruhe und Sehstörungen bemerkbar.

In den meisten Fällen entsteht eine Gestose nach der 20. Schwangerschaftswoche und geht mit einem hohen Risiko für das ungeborene Kind einher. In der Regel ist ein stationärer Klinikaufenthalt notwendig, da der Gesundheitszustand von Mutter und Kind überwacht werden sollte. Nach der 28. Schwangerschaftswoche – oder sogar während der Geburt – kann eine Gestose zu schweren Krampfanfällen im Gehirn führen. Dabei ist nicht nur das Leben der Mutter, sondern auch das des Kindes stark gefährdet. Aufgrund der Gefahr, dass die Gestose einen schnellen und ernsten Verlauf einnimmt, kommt es in vielen Fällen zu einer vorzeitigen Entbindung.

Ist eine Frau gefährdet, an einer Gestose zu erkranken oder bereits daran erkrankt, sind neben der ärztlichen Behandlung bestimmte Verhaltensmaßnahmen zwingend erforderlich. Dazu gehören:

  • weitgehende Schonung der Mutter, wenn nötig auch Bettruhe
  • Beendigung der beruflichen Tätigkeit
  • Vermeidung von Stress
  • keine Einschränkung der Salz- und Flüssigkeitszufuhr

Im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge werden normalerweise Blutdruck, Urin und das Auftreten von Ödemen regelmäßig kontrolliert, so dass die Gefahr, möglicherweise an einer Gestose zu erkranken, in den meisten Fällen frühzeitig erkannt wird und entsprechende medizinische Maßnahmen eingeleitet werden.

Röteln

Röteln sind eine Kinderkrankheit, die jedoch auch Erwachsene bekommen können. Eine Infektion mit dem Rötelnvirus während der Schwangerschaft kann jedoch schwerwiegende Schäden beim ungeborenen Kind auslösen. Je früher in der Schwangerschaft sich eine Frau mit dem Virus infiziert, desto größer ist die Gefahr, dass das Kind schwere Behinderungen davon trägt. Vor allem in den ersten 16 Wochen kann eine Ansteckung zu geistiger Behinderung, Taub- und Blindheit, Herzanomalien sowie zu einer Kombination dieser Schäden führen. Nach der 18. Schwangerschaftswoche ist die Gefahr einer schweren Beeinträchtigung gering.

Gleich zu Beginn der Schwangerschaftsvorsorge wird ein Antikörper-Test durchgeführt. Damit lässt sich feststellen, ob eine Schwangere eine Röteln-Infektion bereits durchgemacht hat und somit immun gegen das Virus ist oder ob sie sich vor einer akuten Ansteckung schützen muss.

Um einer Röteln-Infektion vorzubeugen, sollten Mädchen im Alter von 11 bis 13 Jahren geimpft werden, wenn sie die Krankheit bis dahin noch nicht durchgemacht haben. Spätestens vor einer geplanten Schwangerschaft sollten sich Frauen impfen lassen.
Schwangere, die keine Immunität gegen das Virus besitzen, sollten den Kontakt zu Kindern (z.B. an Kinderspielplätzen, in Kindergärten oder größeren Ansammlungen von Menschenmengen) einschränken oder vermeiden.

Toxoplasmose

Toxoplasmose ist eine Infektionserkrankung, die durch den Parasiten Toxoplasma gondii verursacht wird. Der Verzehr von rohem oder nicht ganz durchgebratenem Fleisch sind die häufigsten Ansteckungs- quellen. Aber auch der Kontakt mit Kot infizierter Katzen (z.B. beim Reinigen der Katzentoilette) kann eine Ansteckung verursachen. Viele Menschen infizieren sich mit dem Erreger, ohne dass sie an Toxoplasmose erkranken oder bestimmte Symptome verspüren. Treten Symptome auf, handelt es sich meist um Beschwerden wie Kopfschmerzen, leichte Temperaturerhöhungen, Mattigkeit, Gelenk- schmerzen oder Lymphknotenschwellung. Auch wenn eine Infektion unbemerkt bleibt, bildet der Körper Abwehrstoffe gegen den Erreger (Antikörper), die vor einer erneuten Ansteckung schützen.

Normalerweise ist eine Infektion mit dem Toxoplasmose-Erreger eher harmlos. Erfolgt jedoch eine Ansteckung während der Schwanger- schaft, besteht die Gefahr, auch das Kind mit dem Erreger zu infizieren. Über die Plazenta gelangen die Erreger in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes und schädigen die bereits angelegten Organe. Vor allem jedoch das Gehirn und die Augen, so dass geistige Entwicklungsstörungen bis hin zu Hirnschädigungen, Erblindung und Taubheit die Folgen sein können. Häufig machen sich gesundheitliche Beeinträchtigungen aber auch erst Jahre später bemerkbar.

Gleich zu Beginn der Schwangerschaftsvorsorge sollte ein Antikörper-Test durchgeführt werden. Damit lässt sich feststellen, ob eine Schwangere eine Toxoplasmose-Infektion bereits durchgemacht hat und somit immun gegen den Parasiten ist oder ob sie sich vor einer akuten Ansteckung schützen muss.

Eine Schutzimpfung gegen Toxoplasmose ist derzeit nicht möglich. Vor einer Infektion mit dem Toxoplasmose-Erreger kann man sich allerdings schützen. Schwangere sollten deshalb unbedingt:

  • auf den Genuss von rohem Fleisch (z.B. Tartar oder Mett) verzichten
  • nach der Zubereitung von Fleisch die Hände waschen, da eine Infektion schon mit dem Hantieren von rohem Fleisch möglich ist,
  • bei der Gartenarbeit Handschuhe tragen, um eine Infektion mit verunreinigter Erde (enthält Kot infizierter streunender Katzen!) zu verhindern
  • das Säubern des Katzenklos anderen Personen überlassen oder dabei Handschuhe tragen
  • den Kontakt zu fremden Katzen vermeiden

Hat dennoch eine Infektion mit dem Toxoplasmose-Erreger während der Schwangerschaft stattgefunden, kann das Erkrankungsrisiko für das Kind durch eine Behandlung der Mutter mit speziellen Antibiotika gesenkt werden.

Vorzeitiger Blasensprung

Normalerweise reißt die Fruchtblase, die im Mutterleib das Kind umgibt, unter der Geburt, wenn der Muttermund geöffnet ist. Bei rund 10% der Frauen kommt es zu einem vorzeitigen Blasensprung. Dabei geht das Fruchtwasser bereits ab, bevor die Wehen eingesetzt haben. Platzt die Fruchtblase um den Geburtstermin herum, setzen erfahrungsgemäß bald auch die Wehen ein.

Kommt es zu einem vorzeitigen Blasensprung, sollte die Schwangere sofort ihren Arzt verständigen. Und es gilt vor allem die Ruhe zu bewahren. Aufgeregtes Hin-und-herlaufen kann die Situation nur verschlimmern.

Wird frühzeitig Fruchtwasser verloren, kann es leicht zu einer aufsteigenden Infektion kommen. Bakterien, die sich im Scheidenbereich befinden, können innerhalb weniger Stunden die Eihäute und die Plazenta infizieren. Ein solches „Amnioninfektionssyndrom“ kann zu schweren Komplikationen bei Mutter und Kind führen.

Sitzt das Kind zum Zeitpunkt des vorzeitigen Blasensprungs noch nicht fest im Becken, besteht eine große Gefahr, dass es zu einem für das Kind lebensbedrohlichen Nabelschnurvorfall kommt. Das Fruchtwasser kann dabei die Nabelschnur nicht mehr zurückhalten, so dass diese in den Geburtskanal fällt. Das Risiko, dass die Nabelschnur um den Hals des Kindes gelangt und die Sauerstoffzufuhr unterbunden wird, ist sehr groß.

Deshalb müssen Schwangere, bei denen das Kind noch nicht fest sitzt und es zu einem frühzeitigen Blasensprung kommt, sofort ins Krankenhaus gebracht werden. Der Transport muss liegend erfolgen und sollte am Besten von einem Rettungsdienst durchgeführt werden. Die Schwangere sollte sich auf alle Fälle sofort hinlegen. Denn schon wenige Schritte reichen aus, das die Nabelschnur durch die Erdanziehungskraft nach unten in den Geburtskanal fallen kann!

Bei Schwangeren, bei denen das Kind bereits tief im Becken festsitzt, dichtet der Kopf des Kindes den Muttermund ab. Dadurch wird ein vollständiges Abfließen des Fruchtwassers und ein Nabelschnurvorfall weitgehend verhindert.

In manchen Fällen handelt es sich um die verlorene Flüssigkeit nicht um Fruchtwasser. Gerade am Ende der Schwangerschaft kommt es häufig zu einer Harninkontinenz, bei der die werdende Mutter meist unkontrolliert Urin verliert.